Im Gespräch: Meisterpianist Dimitris Sgouros, der im Kammermusiksaal gastiert

Ein Wunderkind ist erwachsen

Januar 1994 - Berliner Morgenpost

 

Mit sieben Jahren gab er sein erstes Konzert daheim in Griechenland. Als 12jähriger debütierte er schon in der New Yorker Carnegie Hall unter dem großen Rostropowitsch. Als ein Wunderkind wurde der Pianist weltweit herumgereicht. Mittlerweile ist Dimitris Sgouros ein erwachsener Mann. Und nach wie vor ist er in der Musikwelt ein gerngesehener Künstler. Wir befragten Dimitris Sgouros vor seinem Konzertabend im Kammermusiksaal der Berliner Philharmonie.

Berliner Morgenpost:  Am 12. Januar kommen Sie wieder einmal nach Berlin. Wieviele Konzerte gaben Sie bislang eigentlich in Berlin? Welche Erinnerungen haben Sie an die Stadt?

Dimitris Sgouros:  Seit meinem ersten Besuch 1983 in der Philharmonie bin ich ungefähr 15 Mal in Berlin gewesen. Das waren sowohl Klavierabende als auch Orchesterkonzerte. Die Erinnerungen, die ich habe, sind so warm und aufregend, daß ich mich jedes Mal auf das nächste Konzert freue. Leider bin ich bis jetzt nie privat in Berlin gewesen, obwohl ich gute Freunde in der Stadt habe.

BM:  Ihre ersten Erfolge hier waren die eines gefeierten Wunderkindes. Mittlerweile sind Sie 23 Jahre alt. Man sagt, den Wunderkindern wird in der Öffentlichkeit - vor allem von den Musikkritikern - das künstlerische Erwachsenwerden schwergemacht.

Sgouros:  Ich denke, daß Musikkritiker allen Künstlern einige Schwierigkeiten bereiten. Auch der großen, nicht nur den „Wunderkindern“ oder „Ex-Wunderkindern“. Aber in meinem Fall, während der zehn- und mehrjährigen internationalen Karriere habe ich eigentlich keine großen Probleme mit den Kritikern gehabt. Dem Publikum gegenüber empfinde ich große Dankbarkeit für seine warme Anteilnahme.

BM:  Ein Musikerscherz meint, es gäbe mehr Pianisten als Chinesen auf der Welt. Das ist natürlich schamlos Übertrieben, aber die Konkurrenz ist wirklich groß. Wo stehen Sie in der „Weltrangliste der Pianisten“?

Sgouros:  Es ist wahr, daß es international zu viele Pianisten gibt. Was meinen Platz unter ihnen betrifft, glaube ich, daß es ein guter Rang ist. Außerdem versuche ich durch meine täglichen Proben für die kommenden Male eine bessere Position zu erreichen. Und wenn die Zuhörer und die Spezialisten glauben, daß ich einen solchen Platz verdiene, werden sie mich auf ihn setzen.

BM:  Sie sind in Athen geboren und aufgewachsen. Wo kommen ihre musikalischen Neigungen <......>

Sgouros:  Im Prinzip war es meine Mutter, die die Liebe zum Klavierspiel weckte. Große Eindrücke hinterließen in mir die Zusammentreffen mit dem großen Artur Rubinstein sowie Claudio Abbado, Mstislaw Rostropowitsch und Herbert von Karajan. Da war ich so 11, 12 und 13 Jahre alt. Auch die Aufnahmen von Vladimir Horowitz und anderen großen Pianisten beeinflußten mich in vieler Hinsicht.

BM:  Wenn Sie zurückschauen: Wie ist das Leben eines Wunderkindes? Was sind Ihre prägenden Erinnerungen an die Zeit, als Sie so 10 bis 14 Jahre alt waren?

Sgouros:  Zurückblickend kann ich nur sagen, daß es wunderbar und aufregend und leicht für mich war. Auch wenn ich die Schule und das Klavierspiel mit Reisen und Konzerten kombinieren mußte. Zu dieser Zeit war mein Tag ausgefüllt, mit der Schule am Vormittag, dem Konservatorium am Nachmittag und auch abends. Aber während der Wochenenden, traf ich in unserem Landhaus viele Freunde.

Abgesehen von den bereits erwähnten großen Augenblicken mit bedeutenden Musikern möchte ich auch die Freundschaft mit dem verstorbenen Axel Springer, mit vielen Königshäusern und anderen bekannten Persönlichkeiten erwähnen. Sie kamen und kommen zu meinen Konzerten und haben mich auch in ihre Privathäuser eingeladen. So hatte ich oft die Chance, ältere Freunde zu finden, mit dene ich <......>

BM:  Was machen Sie heutzutage, wenn Sie nicht proben oder auf Tournee sind?

Sgouros:  Da gibt es täglich soviele Dinge. Ich habe viele Freunde, die mir Gesellschaft leisten. Ich führe eigentlich ein normales Leben, besuche Theater und Konzerte. Ich fahre sehr gern Auto und bin während dieser Zeit allein; ich höre und beurteile meine Kassetten und schaue, welche Punkte besser werden können. Manchmal sehe ich fern. Ich lese gern viele verschiedene Bücher, schwimme und gehe spazieren.

BM:  Was waren bisher Ihre größten Triumphe? Und mit wem musizieren Sie gerne zusammen? Auf welchen Festivals spielen Sie gerne?

Sgouros:  Das ist wirklich schwer zu beantworten. Gut, die Carnegie Hall 1982 natürlich, aber auch meine ersten Auftritte in München, Berlin und Hamburg waren schöne Erfolge. Wien, London, Paris, Amsterdam, Tokio 1984 und 1985 und selbstverständlich meine Tourneen, mehr als fünf in Australien, Neuseeland, Korea, Hongkong und Singapur. Ich kann wirklich sagen, daß es schwierig ist, in einer Reihe in der Sydney Oper fünf oder sechs Mal ausverkaufte Häuser zu haben. Und das in einer nicht abonnierten Reihe. Etwas, was ich tat. Auch meine Aufnahme von Rachmaninoffs Konzert Nr. 3 mit den Berliner Philharmonikern - damals war ich erst 13 Jahre alt - wurde während vieler Jahre ein <......>

Ich liebe die Gelegenheit, mit Künstlern wie Claudio Abbado, Lorin Maazel, Zubin Mehta, Carlo Maria Giulini zu musizieren. Aber ich genieße auch die Kammermusik-Aufführungen mit Musikern wie Accardo, Maisky, Friedman oder dem Borodin-Quartett. Bisher hatte ich das Glück, auf vielen großen Festivals zu spielen. Aber leider bin ich bisher nicht bei den Berliner Festwochen oder in Salzburg aufgetreten, obwohl ich bereits mehrere Male in deren großen Sälen gespielt habe.

Aber ich hoffe, aufgrund Ihrer Frage vielleicht bald eine Einladung nach Berlin zu erhalten.

   

 

BM:  Im Kammermusiksaal spielen Sie am Mittwoch Bach-Busoni, Chopin, Liszt, Schumann - ein eher bunt-romantisches Programm?

Sgouros:  Natürlich gehört meine Liebe dem traditionellen klassischen und romantischen Repertoire. Aber ich schließe, auch Prokofjew, Ravel, Bartok ein und habe auch schon einige zeitgenössische Werke geübt.

BM:  Spielen Sie eigentlich auch andere Instrumente? Haben Sie die Neigung, selber zu komponieren oder zu dirigieren?

Sgouros:  Nein, ich spiele keine anderen Instrumente, ich würde später gern dirigieren. Aber Oper - was mein große Liebe ist. Was das Komponieren betrifft: ich habe es versucht und genossen, aber Jetzt damit aufgehört. Und ich bin nicht sicher, ob ich es in der Zukunft wieder tun werde. Das Klavierspiel bleibt an <......>

 

   

Sgouros mit seinem Porsche auf einer Autobahn in Deutschland unterwegs

Vor der Tonhalle Düsseldorf

 

 

Sgouros mit Bundespräsident Richard von Weizsäcker


 Dimitris Sgouros im Gespräch (1998 WDR) 

 


 

Mozarts Klavierkonzert Nr. 20 - Sgouros mit der Salzburger Kammerphilharmonie und Yoon K. Lee (2000)


DIMITRIS SGOUROS - Steinway & Sons 150 Years Commemorative Double CD Album

Anlässlich des 150-jährigen Jubiläums 2003 von "Steinway & Sons"

Wir danken unseren Sponsoren und Förderern - BMW, Hellenic Bank, Steinway & Sons, usw.

"It gives me great pleasure to commemorate this significant milestone..."

( Henry Z. Steinway )

 

Besuch auf der Automesse Frankfurt 2007


Hommage zum 200. Geburtstag von Frédéric Chopin


 

 „Er besitzt vielmehr einiges Temperament, unerschütterliche Treffsicherheit und ein verblüffendes Gedächtnis...“  - Joachim Kaiser (Grosse Pianisten in unserer Zeit)

 

Abendgesellschaft.... mit deutschen Musikkritikern

 



 Dimitris Sgouros - Der jüngste Romantiker - ein Film von François Reichenbach 

 


 


 

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